So nutzt du die Drittel-Regel in der Fotografie
Die Drittelregel ist einer dieser simplen Tricks, die deine Bilder sofort besser machen. Kein technisches Wissen nötig, kein neues Equipment nur ein bewusster Blick dafür, wo du dein Motiv platzierst. Sobald du das Raster einmal verinnerlicht hast, bekommst du mehr Ordnung, mehr Spannung und viel stärkere Bildwirkung. Und das Schönste: Du kannst es sofort anwenden.
Zwei Fotos vom gleichen Motiv: beide sauber belichtet, beide knackig scharf und trotzdem wirkt eines lebendig, während das andere irgendwie platt daherkommt. In den meisten Fällen liegt das nicht an der Kamera. Der Unterschied entsteht oft schon beim Komponieren.
Die Drittelregel ist einer dieser einfachen, aber extrem wirkungsvollen Kniffe. Kein theoretisches Rumgerechne, keine teure Ausrüstung. Es geht nur um eine kleine Entscheidung: Was platzierst du wo im Bild? Genau hier setzt die Drittelregel an. Sie bringt Struktur rein, führt den Blick des Betrachters und sorgt für ein ausgewogenes Bild ohne dich kreativ einzuengen. Stell dir das wie ein Geländer vor: Du kannst dich daran orientieren, musst dich aber nicht daran festhalten.
Spannend ist auch, was im Kopf passiert. Unser Gehirn mag Ordnung, aber perfekte Zentrierung wirkt schnell langweilig. Die Drittelregel trifft genau die Mitte zwischen „zu brav“ und „zu chaotisch“. Du verteilst visuelle Gewichte, schaffst klare Ankerpunkte, lässt aber gleichzeitig genug Raum zum Entdecken. Das Ergebnis: Bilder, die länger hängen bleiben. Und weil du bewusster komponierst, landen automatisch mehr Treffer auf deiner Speicherkarte – besonders in Situationen, wo es schnell gehen muss.
In diesem Guide bekommst du deshalb nicht nur das „Was“, sondern vor allem das „Wie“. Mit konkreten Beispielen, typischen Stolpersteinen und vor allem praxisnahen Tipps, die du sofort anwenden kannst. Am Ende machst du keine guten Fotos mehr aus Versehen, sondern weil du ein besseres Gefühl für Komposition entwickelst.
Die Drittelregel – erklärt in 30 Sekunden
- Prinzip: Teile das Bild gedanklich in 3×3 Felder. Platziere das Hauptmotiv an einen der vier Schnittpunkte. Richte Kanten und Horizonte auf die Drittellinien aus.
- Sofort anwenden: Raster in der Kamera aktivieren. Augen im Porträt auf die obere Drittellinie legen. Horizont oben oder unten setzen, nicht mittig.
- Blickführung: Blickraum lassen. Bewegungsrichtung zeigt ins freie Drittel. Führende Linien entlang der Drittel nutzen.
- Balance: Starke Farben und helle Flächen an Schnittpunkten dosieren. Negativraum bewusst einsetzen. Kontraste dort erhöhen, wo der Blick starten soll.
- Regelbruch: Mitte verwenden bei perfekter Symmetrie, Spiegelungen, Minimalismus. Dann konsequent und sauber ausrichten.
- Fehler fixen: Mittigen Horizont verschieben. Schiefe Linien ausrichten. Kollisionen am Rand vermeiden. Klare Hauptrolle definieren.
- Bearbeitung: Beim Crop das Raster nutzen. Erst ausrichten, dann zuschneiden. Lokale Kontraste zur Blicksteuerung einsetzen.
- Handy Tip: Raster immer anlassen. Touchfokus auf den Kreuzpunkt setzen. Serienbilder nutzen, dann den besten Moment croppen.
Schnelle Zuordnung nach Motiv
| Motiv | Positionierung | Extra Tipp |
|---|---|---|
| Porträt | Augen obere Linie, Kopf seitliches Drittel | Blickraum lassen |
| Landschaft | Horizont oben oder unten | Vordergrundanker setzen |
| Architektur | Gebäudekante auf vertikale Linie | Schiefstand korrigieren |
| Action und Tiere | Kopf auf Kreuzpunkt, Raum voraus | Serienbild nutzen |
| Stillleben | Hauptobjekt auf Kreuzpunkt | Leere als Rahmen planen |
Was ist die Drittelregel?
Die Drittelregel teilt dein Bild gedanklich in neun gleich große Rechtecke. Zwei horizontale, zwei vertikale Linien – mehr brauchst du nicht. An ihren vier Schnittpunkten passiert das Spannende: Genau dort bleibt unser Blick besonders gern hängen. Wenn du dein Hauptmotiv in die Nähe eines dieser Punkte setzt, natürliche Linien am Raster ausrichtest und die übrigen Flächen als Bühne nutzt, holst du deutlich mehr aus deiner Szene heraus.
Diese simple Struktur macht deine Fotos sofort interessanter. Der Blick wandert nicht mehr zufällig durchs Bild, sondern wird automatisch geführt – ohne dass der Betrachter merkt, warum.

Wichtig: Die Drittelregel ist keine exakte Vorgabe. Du musst nicht pixelgenau treffen. Nähe reicht völlig. Das Raster ist eine Orientierung, kein Gesetz. Manche Motive wirken perfekt, wenn sie exakt sitzen, andere werden gerade durch eine kleine Abweichung spannender. Das zeigen dir auch die beiden Beispielbilder:



Sieh die Drittelregel als Werkzeug, nicht als Vorschrift. Und als Einstieg in das komplexe Thema der Bildkomposition.
Schnittpunkte und Linien
Schnittpunkte und Linien
Die vier Schnittpunkte bündeln die Aufmerksamkeit. Dort landen die Augen zuerst. Setz genau dorthin das Entscheidende: Augen, einen markanten Turm, die Sonne oder ein kleines Detail, das die Geschichte trägt.
Linien funktionieren dagegen wie Wege. Ein Fluss am unteren Drittel führt dich durchs Bild, eine Straße entlang einer vertikalen Linie zieht den Blick in die Tiefe. Mit solchen Wegen baust du Raum auf und bestimmst die Reihenfolge, in der man dein Foto liest: erst der Anker, dann der Weg, dann die Entdeckung. So bleibt der Blick länger im Bild.
Warum unser Auge die Drittelregel liebt
Wir Menschen reagieren extrem stark auf Muster, besonders auf den Mix aus Ordnung und Abweichung. Perfekte Symmetrie wirkt schnell steif, pures Chaos überfordert. Die Drittelregel trifft genau diesen Sweet Spot dazwischen. Sie schafft Struktur, ohne zu glätten, und bringt Spannung rein, ohne zu verwirren.
Das hängt auch viel mit visueller Balance zusammen. Elemente haben Gewicht: Helles wirkt schwerer als Dunkles, kräftige Farben schwerer als zarte, Gesichter schwerer als Gegenstände. Wenn du oben links ein starkes Element setzt, braucht es rechts unten oft etwas, das dagegenhält. Nicht genauso stark, aber sichtbar. So entsteht ein Bild, das sich „richtig“ anfühlt.
Dazu kommt: Unser Blick folgt Linien, Kontrasten und Richtungen. Das Drittelraster bietet genau diese Schienen. Du fängst den Blick ein, lenkst ihn und hältst ihn im Bild. Dieser unsichtbare Dirigentenstab entscheidet oft darüber, ob man weiterklickt oder hängenbleibt.
Und dann ist da die Gewohnheit. Viele ikonische Fotos, Filme und Gemälde nutzen ähnliche Prinzipien. Unser Auge ist darauf trainiert. Gib ihm eine vertraute Struktur – und dein Bild wirkt sofort stimmig. Gib ihm dazu eine kleine Abweichung – und es wird spannend. Genau darum ist die Drittelregel keine Fessel, sondern Sprache. Vergleiche dazu die nächsten Fotos und frage dich, welches dich mehr anspricht und warum:



So aktivierst du das DrittelRaster in deiner Kamera oder App
Fast jede Kamera und praktisch jede Smartphone-App hat heute ein 3×3-Raster an Bord. Du findest es in den Einstellungen meist unter Gitter, Raster oder Hilfslinien. Einschalten, fertig. Auf dem Handy läuft’s genauso: In iOS aktivierst du das Raster in den Kameraeinstellungen, bei Android sitzt der Schalter je nach Hersteller ebenfalls im Kameramenü.

Auch in Lightroom, Capture One oder der Fotos-App taucht das Raster automatisch auf, sobald du zuschneidest. Das ist superpraktisch, weil du so beim Fotografieren und beim Bearbeiten denselben visuellen Leitfaden nutzt. Dein Auge gewöhnt sich schnell daran – und die Drittelregel wird Schritt für Schritt zu einem natürlichen Teil deiner Bildgestaltung.
Motivplatzierung: wohin mit Hauptmotiv, Horizont, Blickrichtung
Die beste Komposition startet mit einer bewussten Frage: Was spielt hier die Hauptrolle und wo soll der Blick zuerst landen? Wenn du das weißt, wählst du den passenden Schnittpunkt oder die passende Linie. Ein Porträt profitiert fast immer von Augen auf dem oberen Drittel. Eine Szene mit starkem Vordergrund bekommt Halt durch die untere Drittellinie als Basis, kombiniert mit einer vertikalen Linie für das Hauptelement. Und bei Landschaften gilt die simple Faustregel: Himmel nach oben, Boden nach unten. Architektur wiederum wirkt klarer, wenn du Kanten und Fassaden entlang der Drittel legst. Das gibt Struktur inmitten all der Geometrie.
Horizont oben oder unten
Der Horizont bewirkt viel in deinen Bildern. Setzt du ihn nach oben, bekommt der Boden Gewicht: Muster im Sand, Felder, Wege, Spiegelungen, alles rückt nach vorne. Wandert der Horizont nach unten, übernehmen Wolken, Lichtstimmung und Sonnenuntergänge die Bühne. Beides wirkt spannender als eine mittige Teilung, die selten Emotionen weckt – auch wenn es hier Ausnahmen gibt. Dazu gleich mehr. Achte außerdem auf Elemente, die den Horizont berühren: Türme, Masten, Bäume. Entweder du bindest sie klar ein oder du brichst bewusst. Was halbherzig platziert ist, sieht fast immer zufällig aus.



Blickraum und Bewegungsraum
Menschen, Tiere, Fahrzeuge brauchen Raum in die Richtung, in die sie schauen oder laufen. Platziere dein Motiv in ein seitliches Drittel und lass vor der Blickrichtung Platz. Dort passiert gleich etwas – und genau das spürt man. Das gleiche Prinzip gilt für Action: Ein Läufer wirkt dynamischer, wenn er ins freie Drittel läuft, nicht aus dem Bild heraus. Dieser freie Raum ist übrigens keine „leere Fläche“, sondern eine Bühne. Linien, Licht oder ein Farbklecks können hier subtil stützen, ohne das Motiv zu übertönen. Wenn du einmal erlebt hast, wie stark Blickraum die Wirkung hebt, willst du nicht mehr ohne komponieren.

Praxis mit Menschen: Porträts, Halbporträts, Ganzkörper
Porträts profitieren extrem davon, wenn die Augen auf der oberen Drittellinie liegen. Augen sind der stärkste Magnet im Bild – wenn das obere Drittel sitzt, fühlt sich alles sofort stimmig an. Bei Halbporträts schiebst du den Kopf zusätzlich in ein seitliches Drittel. Dadurch bekommen Schultern, Haare und Hintergrund Platz zum Atmen.

Bei Ganzkörperaufnahmen gilt: Keine abgeschnittenen Füße am Rand. Nutze die untere Drittellinie als Standfläche, gib Raum in Blickrichtung und achte auf die Hände. Hände tragen Ausdruck. Also entweder bewusst zeigen oder bewusst ausklammern, aber nicht zufällig irgendwo halb drin.
Deine Unterstützung hilft mir!
Mein Ziel ist, das meine Beiträge und mein Wissen immer für jeden kostenlos zur Verfügung stehen. Das macht mir in erster Linie Spaß, ist aber auch sehr viel Arbeit. Wenn du mich unterstützen oder mir für meine Arbeit danken möchtest, dann kannst du mir gerne einen Kaffee als Dankeschön spendieren! (Links öffnen in neuem Tab)
Oder du kaufst dein Fotoequipment über einen meiner Links ein und ich erhalte eine kleine Provision dafür (ohne Mehrkosten für dich). Damit hilfst du, hier alles am laufen zu halten.
Vielen Dank für deine Hilfe!


Bei mehreren Personen ordnest du die Gesichter entlang der Kreuzungspunkte. So bleiben Beziehungen klar: zwei Gesprächspartner oben links und oben rechts, ein Zuhörer unten rechts. Schon ergibt das ein visuelles System, das logisch wirkt. Und vergiss den Hintergrund nicht. Porträts gewinnen enorm durch einfache, aber klar strukturierte Hintergründe: ein Torbogen an einer vertikalen Drittellinie, ein Fensterband auf dem oberen Drittel, ein sanfter Farbkontrast als Rahmen. Fertig ist ein Bild, das professionell wirkt, ohne gestellt auszusehen.

Landschaften und Stadtbilder: Tiefe, Stimmung, Balance
Landschaften leben von Tiefe – und die bekommst du zuverlässig über drei Ebenen: Vordergrund auf die untere Drittellinie, Mittelgrund entlang einer führenden Linie, Hintergrund mit dem Horizont auf das obere oder untere Drittel. Ein Stein, ein Grasbüschel oder ein Ast im Vordergrund ist kein Zufall, sondern ein Anker, der den Betrachter ins Bild zieht. Flüsse, Wege, Zäune und Küstenlinien sind perfekte Guides, wenn sie auf einer Drittellinie verlaufen und ins Bild hineinführen.












In der Stadt funktioniert das genauso: Bordsteine, Fassadenkanten, Laternenreihen. Alles potenzielle Linien für den Blick. Wenn der Himmel spektakulär ist, gib ihm Raum. Wenig unten, viel oben und das obere Drittel definiert die Grenze.
Balance heißt dabei nicht Symmetrie. Eine dunkle Silhouette oben links kann durch eine hellere, breitere Fläche unten rechts ausbalanciert werden. Farben spielen ebenfalls eine starke Rolle: Eine rote Jacke auf dem Kreuzpunkt ist ein mächtiger Blickanker. Und bitte: Horizont gerade. Ein leicht schiefer Horizont kippt sofort die ganze Stimmung. Lieber in der Kamera sauber ausrichten und beim Zuschnitt feinjustieren.
Mit der Drittelregel im Hinterkopf bekommst du auch bei wechselnden Bedingungen stabilere Ergebnisse und der Blick für gute Komposition schärft sich ganz von selbst.
Stillleben und Food: Ordnung, Rhythmus, Requisiten
Bei Stillleben bestimmst du jedes Detail – Chance und Verantwortung zugleich. Nutze die Drittel, um Hauptmotiv, Nebenobjekte und Negativraum gezielt zu verteilen. Der Teller mit dem Hauptgericht sitzt auf einem Kreuzpunkt, Besteck und Serviette folgen den Linien, kleine Gewürze setzen feine Kontrapunkte. Denk gern in Dreiklängen: ein großes, ein mittleres, ein kleines Element. Das erzeugt Rhythmus. Gleiches gilt für Farben: ein dominanter Ton beim Hauptmotiv, zwei kleine Echo-Farben in den Ecken – schon wirkt das Bild durchdacht und harmonisch.
Negativraum ist hier dein Freund. Leere Flächen geben Luft und betonen das Wesentliche. Mit dem Raster setzt du diese Leere nicht zufällig, sondern bewusst. Ein heller Bereich im oberen Drittel eignet sich perfekt für Text, wenn du Social Posts oder Magazinlayouts planst. Auch das Licht spielt mit: Ein weiches Streiflicht entlang einer Drittellinie betont Texturen und führt den Blick. Kleine Verschiebungen haben große Wirkung. Schieb ein Glas ein paar Zentimeter nach links, bis es sauber auf der Linie sitzt – und beobachte, wie das ganze Bild Ruhe bekommt.
Tiere und Action: Dynamik ohne Chaos
Auch wenn’s schnell wird, bleibt die Drittelregel dein Kompass. Stell dein Autofokusfeld so ein, dass du es auf einen Kreuzpunkt legen kannst. Platziere Kopf oder Augen dort und lass in Bewegungsrichtung das freie Drittel. Das gibt dem Motiv Raum und der Szene Spannung. Der Hintergrund darf gerne helfen: Zäune, Pfade, Baumreihen oder Tribünen lenken den Blick und ordnen die Bewegung.
Bei Sport funktioniert es ähnlich: ein Spieler im seitlichen Drittel, Ball oder Tor im gegenüberliegenden Drittel, dazwischen die Spielfeldlinien als Führung. Serienbild hilft dir, den Moment zu erwischen, der die Drittel am besten trifft. Beim Bearbeiten kannst du den Frame leicht croppen, um das Auge präzise zu platzieren. Bewegungsunschärfe ist dabei kein Fehler, sondern Stilmittel: scharfer Kopf auf dem Kreuzpunkt, leichte Unschärfe in Armen und Beinen – das wirkt schnell und lebendig.
Wenn du mit Tele arbeitest, komprimiert sich der Hintergrund. Umso wichtiger werden klare Drittellinien, damit Flächen nicht kollidieren. Präzise Platzierung verhindert visuelles Chaos.
Architektur und Linienführung: Drittelregel trifft Symmetrie
Architektur liebt Ordnung – und oft auch Symmetrie. Viele Motive dürfen oder sollten sogar mittig aufgebaut sein. Trotzdem liefert dir die Drittelregel eine spannende Alternative. Setz eine dominante Gebäudekante auf eine vertikale Drittellinie, leg Dachkante oder Horizont auf das obere oder untere Drittel. Das schafft Ruhe, auch wenn die Fassade asymmetrisch ist.
Führende Linien – Treppengeländer, Pflasterfugen, Lichtbänder – lassen sich wunderbar entlang der Drittel legen und ziehen den Blick in die Tiefe. Gleichzeitig darfst du bewusst brechen: Perfekt mittige Symmetrie funktioniert nur, wenn du sie sauber ausrichtest und nichts stört. Sobald Ablenkungen auftreten, hilft dir ein seitlicher Standpunkt, der die Szene dynamischer macht. Mit Reflexionen in Glas oder Wasser kannst du Drittel spiegeln und zusätzliche Ebenen ins Bild holen.
Farbe, Kontrast, Negativraum: wie Drittel die Stimmung steuern
Komposition ist nicht nur Geometrie. Tonwerte und Farben haben enormes Gewicht. Helle Flächen auf einer Drittellinie ziehen an, kräftige Farben auf den Kreuzpunkten dominieren. Nutze das bewusst: ein farbiger Schal, ein rotes Auto, eine gelbe Blüte – und daneben Ruheflächen, damit das Auge atmen kann. Negativraum ist kein verschenkter Platz, sondern schafft Klarheit. Gerade auf kleinen Screens wirkt ein reduziertes Bild deutlich stärker.
Kontraste können dich ebenfalls lenken. Dunkler Vordergrund unten, heller Mittelgrund mittig, dramatischer Himmel oben – die klassische Dreiteilung funktioniert immer wieder gut. Du kannst das natürlich auch umdrehen. Wichtig ist die klare Trennung entlang der Drittel, damit du keine grauen Mischzonen erzeugst, die unentschlossen wirken. Und wie immer: Es muss nicht millimetergenau stimmen – aber eine eindeutige Tendenz macht den Unterschied.
Der goldene Schnitt und die Drittelregel: gleiche Familie, andere Praxis
Der goldene Schnitt ist die feinere Theorie, die Drittelregel die pragmatische Umsetzung. Beide schieben wichtige Elemente leicht aus der Mitte. In der Praxis bist du mit Dritteln schneller und konsistenter, weil du das Raster direkt siehst. Wenn du feinjustieren willst, kannst du mit goldener Spirale oder Phi-Rastern arbeiten – oft liegst du dann trotzdem nah an den Dritteln.
Für die Anwendung gilt: Drittel für schnelle Situationen wie Street oder Reportage, goldener Schnitt für geplante Motive wie Landschaft, Stillleben oder Architektur. Aber bitte ohne Dogma. Wenn es gut aussieht, ist es gut. Regeln erklären Wirkung – sie machen kein Bild allein.
Marlene Presets
Meine Lightroom Presets: Stimmungsvoller Bildlook mit wenigen Klicks.
Regelbruch mit Absicht: wann Mittigkeit, Symmetrie oder Leere stärker wirken
Manche Motive verlangen nach Mitte: perfekte Spiegelungen, strenge Fassaden, Tunnelperspektiven, minimalistisches Design mit einem starken Solisten. Hier wirkt Zentrierung nicht langweilig, sondern monumental. Voraussetzung: saubere Ausrichtung, klare Kanten, keine Störungen.
Auch radikaler Negativraum kann eine Wucht sein. Ein winziges Motiv in einer riesigen Fläche – bewusst gesetzt, vielleicht sogar abseits der Drittel – erzeugt Weite, Stille oder Einsamkeit.
Regelbruch funktioniert dann am besten, wenn du die Regel vorher bewusst genutzt hast. Du erkennst, warum etwas wirkt – und entscheidest dich dann gezielt fürs Brechen. Genau dieser Unterschied zwischen Absicht und Zufall macht deine Bildsprache stark.







Typische Fehler und schnelle Fixes
Ein Klassiker: der geteilte Horizont genau in der Mitte, obwohl weder Himmel noch Boden spannend sind. Fix: Entscheide dich. Verschiebe die Linie nach oben oder unten – sofort wirkt das Bild klarer.
Zweiter häufiger Fehler: Das Hauptmotiv sitzt zwar nah am Kreuzpunkt, aber eine Kante kollidiert mit einer Linie oder einem störenden Objekt. Fix: Ein Schritt nach links oder rechts, minimaler Kamerawinkel – schon ist die Kollision weg.
Dritter Fehler: Kein Blickraum. Gesichter schauen aus dem Bild, Fahrzeuge fahren gegen den Rand. Fix: Position ändern, Seite wechseln oder später croppen, damit vor dem Motiv Raum entsteht.
Auch beliebt: zu viele gleich starke Elemente. Alles ruft „Ich bin wichtig!“, nichts führt. Fix: Ein Hauptmotiv definieren, Nebenrollen abdunkeln, entsättigen oder bewusst außerhalb der Kreuzpunkte platzieren. Und achte auf schiefe Linien. Schon kleine Schiefstände erzeugen Unruhe. Eine Ausrichtungshilfe in der Kamera oder ein Gradraster beim Zuschneiden bringt in Sekunden Ordnung.
Drittelregel Übungen
Übung schlägt Theorie, immer. Zieh für einen Nachmittag los und gib dir konkrete Aufgaben:
- Fünf Porträts mit Augen auf dem oberen Drittel, einmal links, einmal rechts.
- Fünf Landschaften, je einmal mit Horizont oben und unten.
- Drei Architekturaufnahmen, bei denen eine Gebäudekante sauber auf einer vertikalen Drittellinie sitzt.
- Ein Stillleben auf dem Küchentisch: Hauptobjekt auf dem Kreuzpunkt, zwei Nebenobjekte als Gegengewicht.
- Eine Serie Regelbruch: exakt mittig oder bewusst radikal leer.
Nutze dabei das Raster der Kamera. Verweile, atme, verschiebe minimal, bis die Linien sauber sitzen. Vergleiche später am Rechner die Varianten: Welche hält den Blick länger? Welche wirkt ruhiger? Welche erzählt klarer? Wiederhole diese Übung regelmäßig. In wenigen Wochen entsteht ein Muskelgedächtnis. Du komponierst dann intuitiv nach Dritteln oder brichst bewusst. Genau das ist der Schritt vom Zufall zum Handwerk.
Drittelregel in der Nachbearbeitung: Crops, Ausrichtung, Korrektur
Die Bearbeitung ist dein zweites Stativ. Beim Crop hast du das Raster direkt vor dir. Schiebe, bis das Hauptmotiv wirklich sitzt. Richte Linien aus, entferne kleine Kollisionen am Rand. Achte dabei auf das Seitenverhältnis. Manchmal reicht ein moderater Beschnitt, manchmal lohnt der Mut zu einem neuen Format. Quadrate, 4:5 oder 16:9 – alle funktionieren mit der Drittelregel, du musst nur neu denken.
Tonwerte helfen dir zusätzlich: Kontrast dort erhöhen, wo die Blickführung starten soll, Randzonen etwas beruhigen. Vignetten nur sehr sparsam – lokale Anpassungen wirken natürlicher. Farben kannst du gezielt verstärken, damit Akzente klar bleiben. Und immer: Erst Horizont korrigieren, dann croppen. So vermeidest du unnötigen Qualitätsverlust. Die Drittelregel ist in der Bearbeitung keine Notlösung, sondern eine zweite Chance für Klarheit.
Mobile Fotografie: alles aus dem Handy holen
Mit dem Handy fotografierst du schnell, oft spontan – umso mehr hilft dir das Raster. Achte auf klare Kanten, gib dem Motiv Raum, setz den Touchfokus auf Augen oder ein Schlüsselobjekt. Bei Bewegung nutze Serienbilder und such dir danach den Frame, der die Drittel am besten trifft. Viele Apps bieten Crops mit Raster – perfekt, um kleine Kompositionsfehler später auszubügeln.
Und ja: Linse putzen. Fingerabdrücke kosten Kontrast und Schärfe. Nutze die Wasserwaage im Display, damit Linien sitzen. Für Stories oder Posts denk an Textflächen: Obere und seitliche Drittel eignen sich super als ruhige Bereiche, ohne das Motiv zu stören. Ein kleiner Workflow-Tipp: erst komponieren, dann aufnehmen, dann minimal croppen, danach Farbe und Kontrast. In dieser Reihenfolge holst du aus dem Handy richtig viel heraus.
Kompositions-Checkliste zum Mitnehmen
- Hauptmotiv klar definiert
- Raster aktiv, Linien bewusst genutzt
- Horizont oben oder unten, nicht mittig
- Augen auf dem oberen Drittel (Porträt)
- Blick- oder Bewegungsraum vorhanden
- Führende Linien genutzt, keine Kollisionen
- Negativraum bewusst gesetzt
- Farbe & Kontrast unterstützen die Gewichtung
- Ausrichtung geprüft, Crop nur so viel wie nötig
- Regelbruch? Ja – aber mit Absicht
Fazit
Die Drittelregel ist kein Zaubertrick, sondern eine Sprache. Eine, die du schnell lernst und die dir sofort mehr Klarheit, Balance und Wirkung schenkt. Sie macht dich schneller, weil du weniger rätst und mehr entscheidest. Und sie lässt dir genug Raum für Persönlichkeit. Je besser du sie verinnerlichst, desto bewusster wirst du sie brechen, wenn das Motiv danach ruft. So entsteht Stil. Nimm das 3×3 Raster als Trainingspartner mit, probiere die Übungen, analysiere deine Bilder. Schon bald wirst du merken, wie selbstverständlich starke Kompositionen aus dir heraus fallen. Nicht, weil du Glück hast, sondern weil du planst.
FAQs
Was ist der größte Vorteil der Drittelregel.
Sie gibt dir einen einfachen, universellen Rahmen, der Bilder sofort ruhiger und spannender macht, ohne die Kreativität zu beschneiden.
Wie streng muss ich die Drittelregel befolgen.
Nicht millimetergenau. Nähe zu Linien und Kreuzpunkten reicht. Wichtig ist die bewusste Entscheidung, nicht der exakte Pixel.
Funktioniert die Drittelregel auch im Hochformat.
Ja, im Hochformat sogar besonders gut, weil du Blickrichtung und Raum noch deutlicher strukturierst, etwa bei Porträts oder Architektur.
Wann ist Mittigkeit besser als Drittel.
Bei perfekter Symmetrie, starken Spiegelungen oder sehr minimalen Motiven. Dann wirkt die Mitte monumental, solange sie kompromisslos sauber ist.
Kann ich alte Fotos per Crop nach der Drittelregel retten.
Oft ja. Mit einem gezielten Zuschnitt, gerader Ausrichtung und etwas Tonwertsteuerung lassen sich viele Bilder deutlich verbessern.
Der Beitrag wurde verfasst von:

Ich bin Stephan Forstmann, Berufsfotograf aus Leidenschaft und seit über 30 Jahren mit der Kamera unterwegs. Die letzten 10 davon professionell.
In diesen Beitrag habe ich viel Rechercheaufwand, Zeit und Herzblut investiert. Das mache ich, weil ich gerne mein Fachwissen an andere Fotografiebegeisterte weitergebe.
Hier auf meinem Blog teile ich meine Erfahrungen aus dem echten Fotografenalltag, gebe dir praktische Tipps mit und zeige dir, wie du deine Fotografie Schritt für Schritt verbessern kannst – und das kostenlos.
Fotografisch bin ich vor allem bei Hochzeiten, Portraits, Paaren, Newborn-Homestories und Veranstaltungen zu Hause. Nebenbei gebe ich Fotokurse und erstelle Tutorials, in denen ich dir zeige, was sich in der Praxis wirklich bewährt. Bevor ich mich selbstständig gemacht habe, kam ich aus der IT und habe viele Jahre im Marketing gearbeitet – eine Kombination, die mir heute bei Technik, Workflow und Kundenkommunikation enorm hilft.
Was mich sonst noch ausmacht:
⋅ Ich fotografiere seit über 10 Jahren beruflich und kann mich für fast jede Art von Kamera begeistern.
⋅ Egal ob Canon, Sony oder Nikon – Technik fasziniert mich, und ich probiere ständig Neues aus.
⋅ Computer- und Bildbearbeitung gehören für mich genauso zum Job wie das Fotografieren selbst.
⋅ Lightroom, Photoshop und Videoschnitt nutze ich täglich.
⋅ Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten – vor, hinter und neben der Kamera.
Meinen Fotografie-Blog zu betreiben macht Spaß, aber auch sehr viel Arbeit. Fandest du diesen Artikel hilfreich und hast ihn gerne gelesen? Dann spendiere mir doch einen Kaffee! Damit hilfst du mir, hier alles am Laufen zu halten.
Vielen Dank für deine Unterstützung!
Noch mehr von mir findest du in den sozialen Medien:
