Komet fotografieren: wie man Tsuchinshan/ATLAS und andere Kometen fotografiert
Kometen sind ein seltenes Himmelsspektakel – zumindest die wirklich ganz hellen, die mit bloßem Auge sichtbar sind. Zeit also, die Kamera auszupacken und auf Kometenjagd zu gehen. In meinem Tutorial zeige ich dir, wie du einen hellen Kometen bereits mit einfachen Mitteln fotografieren kannst.
Komet fotografieren: Im heutigen Beitrag will ich dir zeigen, wie du mit einfachen Mitteln einen Komet fotografieren kannst.

Da gerade der Komet Tsuchinshan/ATLAS sichtbar ist, zeige ich dir, welche Ausrüstung du benötigst um diesen Komet zu fotografieren.
Natürlich erfährst du auch, wie du den Komet überhaupt findest, welche Einstellungen für ein Foto richtig sind und was du beim Komet fotografieren beachten musst.
Wichtig: Der Beitrag Komet fotografieren ist ein Tutorial, dass sich an Einsteiger richtet.

Das heißt: Im Beitrag geht es nicht darum, den Komet mittels Tracking und mit langen Belichtungszeiten oder sogar durch ein Teleskop zu fotografieren, Bilder zu Stacken oder andere fortgeschrittene Techniken zu nutzen.
Die Fotos vom Komet dürfen ruhig auch etwas rauschen. Denn das schönste Foto von einem Kometen ist immer das, dass man selber gemacht hat!
So findest du den Komet

Willst du den Komet fotografieren, dann hast du vom 10. bis 13. Oktober im Westen kurz nach Sonnenuntergang die besten Chancen dazu. Den Komet findest du knapp über dem Horizont.
Nach dem 13. Oktober ist der Komet aber weiterhin zu sehen, er wird jedoch von Tag zu Tag lichtschwächer.
Um den Komet schnell zu finden, ist natürlich auch eine Astronomie-App wie Starwalk 2 oder Stellarium Plus empfehlenswert.
Komet fotografieren: Equipment

Den Komet zu fotografieren ist gar nicht so schwer. Du benötigst dafür nur folgendes Fotografie-Equipment:
- Ein stabiles Stativ
- Eine Systemkamera oder DSLR
- Ein lichtstarkes Objektiv
Mehr brauchen wir erstmal nicht um einen Komet zu fotografieren.
Tipp: Wenn du den Komet fotografieren willst und noch nach einer passenden Anfänger-Kamera suchst, ist mein Beitrag Kamera für Anfänger vielleicht noch genau richtig für dich.

Welches Objektiv brauche ich, um einen Komet zu fotografieren? Am besten nimmst du dafür ein lichtstarkes Objektiv. Die Brennweite ist tatsächlich erst einmal nebensächlich. Bei kürzeren Brennweiten bis 50mm kannst du aber längere Belichtungszeiten nutzen – allerdings ist der Komet Leonard dann deutlich kleiner auf dem Foto. Am besten nutzt man kurze Telebrennweiten ab 85mm um Kometen zu fotografieren. Bis ca. 200mm kann man einen Komet noch sinnvoll ohne Nachführung fotografieren.

Man kann natürlich auch längere Tele-Brennweiten nutzen, um Kometen zu fotografieren und deutlich größer abzubilden – beispielsweise ein 300mm Tele-Zoomobjektiv. Allerdings verkürzt sich die Belichtungszeit bei einem langen Teleobjektiv sehr schnell und du musst das ISO hochdrehen.
Dadurch wird dein Kometen-Foto leider schnell rauschen. Aber: nimm‘ lieber ein verrauschtes Foto, als gar keines :)
Anleitung & Einstellungen: Komet fotografieren

Die folgende Anleitung zeigt dir, mit welchen Kamera-Einstellungen du den Komet Leonard fotografieren kannst:
- Die Sonne sollte untergegangen und der Himmel wolkenfrei sein
- Kamera auf den Bereich ausrichten, in dem sich der Komet befindet
- Automatikmodus ausstellen und in den manuellen Modus gehen
- Fokus manuell auf unendlich stellen (10-fach Vergrößerung und sehr hohes ISO hilft beim fokussieren, ggf. einen hellen Stern als Fokussierhilfe nehmen)
- Für das Foto vom Kometen empfehle ich dann einen ISO Wert um die 800 bis 6400 – je nach Lichtstärke des Objektivs
- größtmögliche Blende einstellen (zum Beispiel 1.8 beim 50mm)
- Belichtungszeit von 25 bis 2 Sekunden – längere Brennweiten benötigen kürzere Belichtungszeiten (einfach den Rechner unten nutzen)
- Funkauslöser, Spiegelvorauslösung oder Timer helfen, Vibrationen beim Auslösen zu vermeiden
- Foto vom Komet machen, zur Kontrolle einzoomen, Fokus prüfen und ggf. ISO bzw. Belichtungszeit anpassen

Tipp: Fotografiere den Komet am Besten im RAW Format, denn dann kann man in der Nachbearbeitung noch mehr aus den Fotos herausholen. Das ist aber keine Pflicht :)
Extratipp: Auch mit einem guten Smartphone kann man den Komet Leonard fotografieren (Achtung – nicht aus der freien Hand!) – das geht aber nur mit hochwertigen Smartphones, die eine manuelle Belichtung und lange Belichtungszeiten ermöglichen.
Mit dem Huawei Mate 20 Pro konnte ich zum Beispiel ganz unkompliziert ein Foto von Komet Neowise machen. Wenn du kein Stativ für dein Smartphone* hast, nimmst du einfach deine Smartphonehalterung aus dem Auto und klebst sie mit Panzertape beispielsweise an einen Stuhl. Fertig ist dein selbstgebasteltes Smartphonestativ und du kannst den Komet fotografieren.
Komet fotografieren: maximale Belichtungszeit ausrechnen
Du kannst in diesem Formular die maximale Belichtungszeit für das Fotografieren eines Kometen ausrechnen:
Nun wünsche ich dir viel Spaß dabei, dein erstes Foto von einem Kometen zu machen! Ich hoffe, dass mein Beitrag für dich hilfreich war und du jetzt weißt, wie du den Komet fotografieren kannst. Lass´ mir doch einen Kommentar da, und erzähle mir, ob du den Komet fotografieren konntest. Hat alles geklappt? Gab es Schwierigkeiten? – Ich antworte bestimmt :)
Übrigens findest du hier mein großes Tutorial zum Thema Milchstraße und Sterne fotografieren.
Galerie – Komet fotografieren: Hier kannst du dir alle meine Kometen-Fotos aus dem Beitrag noch einmal in kompletter Größe anschauen:





Lieber Stephan,
vielen Dank für die Aktualisierung und Deine Anleitungen! Greife immer wieder auf sie zurück. Egal ob Mond, Sterne, Milchstraße oder wie heute für die Komet-Fotographie.
Glück hatten wir heute nicht, es waren Wolken am Horizont. Nach einer Stunde Ausharren im Wind haben wir unsere Zelte abgebrochen.
Viele liebe Grüße aus Michelhausen im Tullnerfeld,
Martin (und Helferlein Ehefrau Petra)
Hallo Stephan. Interessanter Beitrag besonders da ja momentan der P12/Pons-Brooks aktuell ist :-)
Mich würde interessieren, wie du einen Stack mit einem 50mm Bild und einem 135mm Bild gemacht hast.
viele Grüsse
Marcel
Wieder Mal ein mega Tutorial, für jeden verständlich!
Dank dir für immer wieder super Beiträge!
Danke für dein Feedback, Thilo!
Super Beitrag, besten Dank! Leider erst jetzt gefunden und nicht schon am 13.8.20.
Nun bietet Rollei Astro-Klar-Filter an.
Was ist davon zu halten? Sind doch ca. 70€ inkl.Versand für den 100mm Rechteeckfilter.
Über einen Tipp würde ich mich freuen .
PS: Machte bisher hauptsächlich Hochzeiten und Firmenevents deshalb habe ich auf diesem Gebiet keinerlei Erfahrung.
Canon R & 17mm/4,0(Tonika), EF 50/1,4, EF 70-200/4,0 L IS, EF 100/2,8 Makro L IS …
* Eigenartig, behauptet meine Webseite ist ungültig http://www.happydays-photoservice.de was natürlich nicht stimmt.
Hallo Walter,
mit Filtern habe ich leider keine Erfahrungen.
Aber ich denke, dass ich da wohl demnächst Mal einen solchen Filter testen muss.
Wenn wirklich die größten Anteile der Lichtverschmutzung gefiltert werden, dann wäre das einen lohnenswerte Investition.
Vielen Dank für die Tips, werde es heute nochmals versuchen.
Hallo Stephan, vielen Dank für den Artikel!
Ich wollte nun letzte Nacht auch den Kometen mit meiner Canon EOS 750D fotografieren. Es ist fast schon traurig, dass ich trotz meiner Vorliebe vor Landschaften und Städte noch kein Geld in ein lichzstarkes Weitwinkelobjektiv investiert habe…
Aber gut, ich habs dennoch mit einem Standart-Objektiv (18-55mm) probiert. Die blende ging höchstens bis f4 auf, also 30 Sekunden belichten, um überhaupt was zusehen. War schon nervig, das fokussieren fiel mir auch absolut schwer. Vor allem als ich versuchte, nur den Kometen scharf zu bekommen, wurde es einfach nur blurry und ich hab probiert und probiert – vergebens :( hast du für solches fokussieren einen Tipp?
Meine Bilder sind trotzdem ok geworden, aber leider haben sie einen totalen Orange-Stich, wahrscheinlich von der Sonne? Es war round-about 0 Uhr, als ich fotografierte…
Zu deinem tollen Kometen-Bild eine Frage: Was meinst du mit „gestackt“?
Danke für eine Antwort!
Viele Grüße aus dem Erzgebirge
Marit
Hallo Marit,
ich kann das Fokus-Problem mit dem Kit-Objektiv durchaus nachvollziehen, da es keine Fokusskala gibt, die beim fokussieren hilft. Das korrekte fokussieren ist auch mit Abstand da Schwierigste.
Bei sehr weitwinkligen Objektiven musst du immer im Live-View mit der 10fach Vergrößerung arbeiten und manuell fokussieren. Am Besten stellst du dafür dein ISO so hoch es geht und stellst die Belichtungszeit möglichst lang ein. Suche dir dann einen sehr hellen Stern. Das wird dir beim Fokussieren helfen. Dann musst du einfach nach und nach ganz vorsichtig mit kleinen Schritten am Fokusring drehen. Richtig fokussiert heißt: Der Stern ist so klein abgebildet, wie es nur geht.
Das Fokussieren ist einfach nur Übungssache und man wird von mal zu mal besser! Versuche es – sofern das Wetter stimmt – heute einfach nochmal :)
Zum Orange-Stich: Das ist nur ein falscher Weißabgleich. Der ist wahrscheinlich auf automatisch gestellt und liegt einfach ein paar tausend Kelvin daneben :)
Das kann man in der Nachbearbeitung schnell ändern, wenn man den Weißabgleich etwas kühler zieht.
Zum Stacken:
Grob gesagt, ist das eine Technik, bei der man aus sehr vielen Einzelbildern, mit Hilfe von bestimmter Software ein Summenbild macht.
Aus 20 Einzelaufnahmen mit 2 Sekunden Belichtungszeit wird dann ein Foto mit 40 Sekunden Belichtungszeit.
Habe vielen, lieben Dank für Deinen tollen Beitrag!