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RAW oder JPG: Unterschiede, Vor- und Nachteile

Soll ich in RAW oder JPG fotografieren? Das ist eine gute Frage. Jeder Fotograf kommt an diesen Punkt und wägt das Für und Wider beider Dateitypen gegeneinander ab. In diesem Beitrag will ich dir die Unterschiede erklären. Und ich zeige dir auch, welche Vor- und Nachteile beide Formate haben.

Wenn du den Schritt wagst und deine Kamera von der Aufnahme in JPG auf RAW umstellst, wirst du eines sicher schnell bemerken: Auf einmal scheint der Speicherplatz auf deiner Karte wie ein kleiner, begrenzter Schatz. Und das ist auch kein Wunder, denn RAW-Dateien beanspruchen viel mehr Raum als ihre komprimierten JPG-Geschwister.

Diese Dateigröße von RAW kommt nicht von ungefähr. Im Gegensatz zu JPGs, die durch die Kompression Speicherplatz sparen, behalten RAW-Dateien alle wertvollen Informationen, die deine Kamera einfängt, in unverdichteter Form bei. Es stimmt, einige Kamerahersteller gehen sogar so weit und komprimieren auch RAW-Dateien leicht, um dir etwas mehr Platz zu schenken, aber das ist eine ganz eigene Geschichte.

Du erkennst die unterschiedlichen Dateitypen ganz leicht an ihren Endungen: Aus „dsc-122321“.jpg wird dann etwa „dsc-122321“.cr3 – oder .arw, .nef und so weiter, je nachdem, welche Kamera-Marke du dein Eigen nennst.

Aber lassen wir die Kennzeichnung mal beiseite und reden kurz darüber, was diese Formate eigentlich bedeuten:

  • JPG (bzw. JPEG) steht für „Joint Photographic Experts Group“ und ist ein Dateiformat, das handliche, komprimierte Bilder erstellt, die zwar hier und da ein paar Details verlieren können, dafür aber mit ihrer Platzersparnis und der problemlosen Darstellung auf den meisten Geräten punkten.
  • RAW hingegen ist der Überbegriff für die verschiedenen unkomprimierten Formate der Hersteller: detailreiche, „rohe“ Bilder. Quasi digitale Negative, die allerdings einiges an Speicherplatz fordern und spezielle Software zum Betrachten und Bearbeiten benötigen.

Bearbeitet werden RAW Dateien mit sogenannten RAW-Konvertern und werden anschließend als JPG exportiert, damit Kunden die Bilder auch digital anschauen oder im Internet veröffentlicht werden können.

Stellst du dir nun die Frage, warum du überhaupt in RAW fotografieren solltest, wenn am Schluss doch „nur“ ein JPG dabei herauskommt? Meine Antwort dazu lautet: Unbedingt!

Warum, das werde ich dir im Folgenden erklären:

Vergleich: JPG vs. RAW

Digitale RAW-Dateien („RAW“ aus dem Englischen für „roh“) versprechen eine überlegene Bildqualität und erweiterte Bearbeitungsoptionen am PC bzw. Laptop. Mit ihnen kannst du beispielsweise die Farbtemperatur auch nach der Aufnahme noch absolut flexibel anpassen, ohne während des Fotografierens darauf achten zu müssen.

RAW oder JPG: Unterschiede, Vor- und Nachteile - milchstrasse details fotografiert
Ein Foto der Milchstraße, das ich in RAW aufgenommen habe. Dadurch konnte ich extrem viele Details herausarbeiten. Bei einem JPG hätte ich nicht annähernd so viele Farb- und Helligkeitsinformationen im Foto gehabt

Das RAW-Format bietet dir zudem einen besseren Dynamikumfang und feinere Abstufungen der Helligkeit. Letztendlich kannst du das nutzen Fotos nachträglich zu korrigieren.

  • Bei 12-Bit-RAW Dateien gibt es 4.096 Helligkeitsabstufungen pro Farbkanal, was insgesamt beeindruckende 68,7 Milliarden Farbabstufungen ausmacht.
  • Im Vergleich dazu stehen JPG-Dateien mit 8 Bit, die 256 Abstufungen pro Kanal und insgesamt rund 16,7 Millionen Farbabstufungen bieten.

Dies ermöglicht im RAW-Format eine präzisere Darstellung sowohl heller als auch dunkler Bildbereiche, was vor allem unter schwierigen Lichtverhältnissen wie hohen Kontrasten oder geringer Beleuchtung zu signifikanten Qualitätsvorteilen in der Nachbearbeitung führt, etwa bei Low-Key Aufnahmen.

Es gilt allerdings zu beachten, dass das menschliche Auge etwa nur bis zu zehn Millionen Farbnuancen differenzieren kann und somit das JPG-Format diesen Bereich bereits mehr als abdeckt.

Nichtsdestotrotz eröffnet dir der umfangreiche Farbumfang der RAW-Dateien größeren Spielraum beim Editieren. Für die Bearbeitung ist jedoch das Erlernen zusätzlicher Software nötig. Einstellungen wie Belichtung und Weißabgleich lassen sich relativ einfach justieren, wohingegen das Schärfen etwas anspruchsvoller sein kann. Die Investition in das Erlernen dieser Fähigkeiten lohnt sich allerdings, denn die bearbeiteten Endresultate sprechen für sich.

Vorteile des RAW-Formats

  • Das Bild bleibt flexibel bearbeitbar und weitestgehend unabhängig von den zum Aufnahmezeitpunkt gewählten Kameraeinstellungen.
  • Einstellungen wie Schärfung, Kontrast oder Weißabgleich können nachträglich justiert werden.
  • Als „digitales Negativ“ bekannt, ermöglicht eine RAW-Datei den jederzeitigen Zugriff auf die ursprünglichen Daten, selbst wenn Änderungen vorgenommen wurden.
  • Aus einer RAW-Datei lassen sich unzählige Versionen eines Bildes generieren.
  • Im Falle einer Urheberschaftsstreitigkeit kann die Originale RAW-Datei als eindeutiger Beweis dienen.

Nachteile des RAW-Formats

  • RAW-Dateien nehmen eine deutlich größere Dateigröße ein als entsprechende JPEG-Dateien.
  • Die Schreibgeschwindigkeit kann bei Serienaufnahmen von großen RAW-Dateien limitierend wirken und zu Unterbrechungen führen.
  • Ein größerer Speicherbedarf auf Computern ist erforderlich und der Transfer auf andere Medien kann geduldiges Warten erfordern.
  • Jede RAW-Datei muss in ein anderes Format konvertiert werden, bevor sie gedruckt oder online gestellt werden kann. Dadurch entsteht ein zusätzlicher Arbeitsschritt, der zeitintensiv ist.
  • Nicht alle Grafikprogramme können RAW bearbeiten.
  • Es gibt keinen einheitlichen Standard für das RAW-Format.
RAW oder JPG: Unterschiede, Vor- und Nachteile - lightroom bearbeitung sequator
RAW Dateien kannst du in einem RAW Konverter je nach Motiv mal schnell oder auch zeitaufwendig bearbeiten. Presets helfen dabei, die Sache zu beschleunigen.

Vorteile von JPG

  • Bilder sind sofort verfügbar und können geteilt werden.
  • Eine deutlich geringere Dateigröße verglichen mit RAW-Dateien.
  • Universelle Kompatibilität mit Grafiksoftware und sofortige Medienverwendung.

Nachteile von JPG

  • JPEG-Bilder sind von Beginn an komprimiert und bieten weniger Flexibilität in der Nachbearbeitung.
  • Die Kamera finalisiert das JPEG-Bild mit festgelegten Einstellungen und verwirft alle zusätzlichen Daten.

RAW und JPG gleichzeitig nutzen

Fast alle Kameras erlauben es, RAW und JPG gleichzeitig zu speichern. Das nimmt zwar ordentlich Speicherplatz auf der Speicherkarte ein, lohnt sich aber in vielen Bereichen – beispielsweise in der Presse oder Sportfotografie, wo Fotos schnell herausgehen werden müssen.

Insbesondere bei Events wie Hochzeiten, bei denen eine Vielzahl an Aufnahmen gemacht werden, bietet sich die Option „RAW + JPG“ an. Dadurch kann man die Menge der RAW-Aufnahmen effizienter sichten, unerwünschte Schnappschüsse aussortieren und muss nicht jede einzelne RAW-Datei entwickeln.

Lightroom Presets

Entwickeln von RAW-Dateien

Um eine RAW-Datei zu einem Bild zu verarbeiten, ist ein RAW Konverter notwendig. Der bekannteste ist Adobe Lightroom oder Photoshop. Aber auch Luminar Neo und viele andere Programme wie Capture One Pro und DXo helfen dir dabei, die Bildinformationen aus den RAW-Dateien in ein fertiges Bild umzuwandeln. Das ganze erkläre ich dir anhand von Lightroom.

1. Importieren der Bilder

  • Katalog erstellen: Beim ersten Start von Lightroom wird ein Katalog erstellt. Dies ist die Datenbank, die alle Informationen und Bearbeitungseinstellungen für deine Fotos speichert.
  • Bilder importieren: Wählen die RAW-Dateien von deiner Kamera oder Speicherkarte aus und importiere (kopieren) sie in den Katalog.

2. Organisieren der Bilder

  • Aktualisieren von Metadaten: Du kannst Schlagwörter, Sternebewertungen und Farbmarkierungen hinzufügen, um deine Bilder besser zu organisieren. Das ist hilfreich für die Bildauswahl (Culling).

3. RAW Entwicklung (Bearbeitung)

  • Entwicklungsmodul aufrufen: Wechsle zum Modul „Entwickeln“, um mit der Bearbeitung deine RAW Bilder zu beginnen.
  • Grundlegende Anpassungen:
    • Belichtung: Passe die Helligkeit des Bildes an.
    • Kontrast: Erhöhe oder verringere den Kontrast, um die Bildtiefe zu verändern.
    • Lichter und Schatten: Justiere die Helligkeit in den hellen und dunklen Bereichen des Bildes.
    • Weißabgleich: Korrigiere den Farbton, um die Farben Ihres Bildes naturnäher oder künstlerisch zu gestalten.
  • Kreative Anpassungen:
    • Kreative Filter: Nutze Gradationskurven, HSL (Hue, Saturation, Luminance) und andere Werkzeuge, um kreative Effekte zu erzielen.
    • Retusche-Werkzeuge: Verwende das Bereichsreparatur-Werkzeug und den Pinsel für lokale Anpassungen, um unerwünschte Elemente zu entfernen oder bestimmte Bereiche zu betonen.
    • Verzerrungskorrektur: Richte den Bildausschnitt und eventuelle Verzerrungen durch Objektivkorrekturen aus.

Diese Schritte nehmen viel Zeit in Anspruch und daher lohnt es sich mit Presets zu arbeiten. Das sind vorhaben, die gewisse Bearbeitungsschritte auf Klick anwenden.

4. Exportieren der Bilder

  • Nach der Bearbeitung kannst du deine Bilder in verschiedenen Formaten (JPEG, TIFF, etc.) exportieren.
  • Lege die Einstellungen für die Bildgröße und Qualität fest, je nachdem, ob du Bilder für das Web oder für den Druck verwendest.

TLDR – Raw oder JPG Fazit

Ich hoffe du hast nun einen besseren überblcik über die Vor und Nachteile beider Formate und kannst nun besser entscheiden, welches Format für dich geeignet ist.

Falls du den Beitrag nur überflogen hast, fasse ich hier die wichtigsten Punkte noch einmal für dich zusammen:

RAW – Besser geeignet für:

  1. Professionelle Fotografen: Fotografen, die in Bereichen wie Hochzeits-, Porträt- oder Landschaftsfotografie arbeiten, profitieren stark von den Vorteilen des RAW-Formats. Es ermöglicht eine umfassendere Nachbearbeitung, ohne dass die Bildqualität leidet. Dies ist besonders wichtig, wenn unter schwierigen Lichtbedingungen fotografiert wird oder so viele Bildinformationen wie möglich gespeichert werden sollen.
  2. Nachbearbeitung und kreative Kontrolle: RAW-Dateien enthalten viel mehr Bilddaten und bieten eine höhere Dynamik. Daher sind sie ideal für Fotografen, die in der Bildbearbeitung maximale Kontrolle über Belichtung, Farbkorrektur und Kontrast wünschen.
  3. Astrofotografie: Hier wird oft mit RAW gearbeitet, da die Möglichkeit, Rauschreduzierung und Belichtungskorrekturen vorzunehmen, bei der Bearbeitung der Milchstraße oder Deep Sky Objekten von großem Vorteil ist.

JPG – Besser geeignet für:

  1. Hobbyfotografen und Schnappschüsse: Für den alltäglichen Gebrauch, wie Urlaubsfotos oder Familienfots reicht JPG oft völlig aus. Die Dateien sind kleiner, sofort einsatzbereit und erfordern keine Nachbearbeitung,.
  2. Echtzeit-Anwendungen: Bei Sportereignissen oder Live-Events, wo schnelle Aufnahme und sofortige Veröffentlichungen der Fotoa notwendig sind, ist JPG praktischer, da die Kamera die Bilder sofort komprimiert und bereitstellt.


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