Canon EOS R Test: Erfahrungen & extrem Langzeittest nach fünf Jahren Dauernutzung
Mit knapp einer halben Million Klicks auf meinen beiden EOS R Kameras, will ich dir in meinem Beitrag umfassendes Feedback zur Kamera geben. Denn ich habe die Canon EOS R 2019 gekauft und nutze sie selbst nach fünf Jahren noch täglich. Ich teile dir gerne meine Erfahrungswerte mit, denn in diesem Zeitraum konnte ich die Canon EOS R in jedem erdenklichen Szenario ausgiebig testen
Willkommen in meinem Langzeittest der Canon EOS R, in dem ich dir eine der wohl meist unterschätzten Kameras im Lineup von Canon vorstelle. Ich zeige dir Pro und Contra der Kamera und zeige dir viele Fotos die damit entstanden sind.
Zudem möchte ich auch die Frage beantworten, ob es sich für dich lohnt, die Canon EOS R auch 2024 noch zu kaufen.
Canon EOS R Test: Kurze Zusammenfassung
Ich kann verstehen, wenn du keine ewig langen Kameratests lesen magst, daher möchte ich dir gleich zu Beginn ein klares Fazit über den Test der Canon EOS R teilen:
Die Canon EOS R ist auch heute noch eine gute Kamera, mit der man zuverlässig und angenehm fotografieren kann. Die EOS R liefert mit ihren 30 Megapixeln bis ISO 1600 eine sehr gute Bildqualität ab und überzeugt mit schönen Farben.
Einer der sehr positiven Aspekte der Canon EOS R ist die gute Ergonomie: Die Kamera lässt sich exzellent bedienen, liegt sehr angenehm in der Hand und besitzt einen klaren Sucher mit guter Vergrößerung.
Die Canon EOS R hat leider nur einen Speicherkartenslot und ist daher nur Bedingt für Reportage-, Hochzeits- und Pressefotografen geeignet.
Der Autofokus ist treffsicher, erkennt Gesichter und Augen. Im Vergleich zu den neueren Canon Systemkameras ist der Autofokus jedoch deutlich langsamer. Die Akkulaufzeit ist absolut in Ordnung. Die Canon EOS R kann Videos in 4K 30P aufzeichnen, hat dabei allerdings einen Crop von 1,6.
Besonders attraktiv ist der Preis der Canon EOS R: Die Vollformat Systemkamera gibt es inzwischen gebraucht ab ca. 900€ und neu für 1100€ zu kaufen.
Lohnt sich ein Kauf der Canon EOS R? Ja, wenn du vorrangig fotografierst, Wert auf Ergonomie legst und die EOS R relativ günstig bekommen kannst. Dann würde ich definitiv zuschlagen. Filmst du viel in 4K, dann solltest du lieber zu den Nachfolgern Canon EOS R5, EOS R6 oder R6 Mark II greifen!
Bevor ich direkt und ausführlich in den Canon EOS R Test einsteige, möchte ich darauf hinweisen, dass es im Review zur Canon EOS R gleich sehr ausführlich wird. Vielleicht reicht dir ja auch schon der grobe Überblick über die Features, die ich im Test weiter unten detaillierter besprechen werde:
Canon EOS R Test: Technische Daten und Ersteindruck
- erste spiegellose Vollformatkamera von Canon
- Auflösung: 30,3 Megapixel
- zuverlässiger Augen- und Gesichtsautofokus
- Dreh- und Schwenkbares Display
- Gewicht mit Akku: 660g
- Hochauflösender, flackerfreier Sucher
- Autofokus: Fokussierung via Touch and Drag
- 5655 wählbare Fokusfelder
- Reihenaufnahme: maximal 8 Fotos pro Sekunde
- EF Objektive in Verbindung mit Adapter sehr gut nutzbar
- herausragende Bildqualität
- sehr guter Sucher
- guter Autofokus
- sehr gute ergonomische Eigenschaften
- Schwachstelle im 4K Videomodus (1,6-fach Crop)
- kein IBIS
- Nur ein Kartenslot
- Bildqualität: 8/10
- Handling: 8/10
- Geschwindigkeit: 7/10
- Ausstattung: 6/10
- Autofokus: 6/10
- Videofunktionen: 6/10
Canon EOS R Test: Überblick
Die Canon EOS R ist eine Systemkamera, die deutlich mehr bietet, als die doch teils negativen Kommentare im Netz vermuten lassen.
Denn gerade die für Canon typische Ergonomie, der extrem verlässliche Autofokus und ein tadellos funktionierender EF-Adapter sorgen dafür, dass die Canon EOS R vor allem mit den Fotografie-Funktionen sehr überzeugt.
Der Canon EOS R Test macht eines sichtbar: Sie ist nicht die Eierlegende-Wollmilchsau, die von so manchem Fotografen gewünscht wird. Aber das ist bekanntlich keine Kamera.
Schauen wir uns doch gemeinsam die Stärken und Schwächen der EOS R an: Gerne teile ich meine Erfahrungen und zeige dir in dieser Liste, was mich an der Canon EOS R im Einsatz immer noch überzeugt und was nicht.
Canon EOS R Test: Vorteile
- Die Canon EOS R liegt exzellent in der Hand und die Bedienung macht Spaß und schnell erlernt
- Der Autofokus der EOS R ist gut und kann an die Bedürfnisse angepasst werden
- Servo-Modus für kontinuierliches Nachführen funktioniert ebenfalls gut – sowohl im Foto- als auch im Videobetrieb.
- Einfache, für Canon typische, intuitive Bedienung
- Präzises Face-Tracking & verlässlicher Augenautofokus. Exzellent für die Arbeit mit offenblendigen Objektiven wie dem Sigma 105mm 1.4 Art – besonders in Kombination mit dem Servo-Modus
- Objektive von Drittanbietern fokussieren exakt und sicher. Besonders die Sigma Art und Tamron SP Objektiv-Serien profitieren davon.
- Wählen des Fokuspunktes via Touch and Drag ist ein Geschwindigkeitsvorteil. So extrem schnell und präzise konnte ich bisher nicht fokussieren. Da vermisst man definitiv keinen Joystick!
- Geringes Gewicht
- EF-RF-Adapter funktioniert perfekt
- Sucher ist flimmerfrei und so scharf, dass ich sogar bei meinem 50mm 1.4 Tilt Objektiv die Schärfeebene sehe
- Hohe Konfigurierbarkeit der Tasten
- Video mit 60fps im Full HD-Modus und Autofokus läuft extrem gut
Canon EOS R Test: Nachteile
- Nur ein Kartenslot
- Kein Fullframe 4k Video
- 120fps Video nur mit 720p
- Kein IBIS
- Augen-Sensor für das Aktivieren des elektronischen Suchers an ungünstiger Stelle. Zeigt man einem Kunden Fotos auf dem Display und bewegt Hand oder Finger etwas darüber, geht das Display aus. Das Problem habe ich aber inzwischen gelöst, indem ich Kamera-Sucher oder Display aktiv halte und nicht beides
- Ich hatte drei System-Freezes ohne Fehlercode, die das Entfernen des Akkus benötigten (bei ca. insgesamt 100000 Fotos verteilt auf ein Jahr Nutzung, zwei auf alter Firmware). Der Canon Support konnte mir keine Ursache dafür nennen und riet, die Kamera einzuschicken.
- Touchbar leider nicht vernünftig nutzbar – nutze ich derzeit zum Ein- und Ausschalten der Wasserwaage, des Histograms und ggf. für den Weißabgleich. Die Touchbar kann man übrigens auch komplett deaktivieren.
Canon EOS R Test: ausführlicher Review
Eines kann ich hier vorweg nehmen: Die Canon EOS R ist auch in 2024 eine wirklich gute Kamera und liefert das ab, was sie verspricht. Ich bin froh darüber, dass ich sie gekauft habe und nutzte Sie bis 2023 als Zweitbody auf Shootings. Heute nutze ich die Canon EOS R, um den Alltag mit der Familie festzuhalten und dort macht sie ebenfalls einen exzellenten Job.
Wer mir/bzw. uns (@tinaundmaxim) schon länger folgt, der weiß ja, dass wir schon immer mit Equipment von Canon fotografieren.
Und das machen wir nicht ohne Grund: Wenn das Equipment abliefert, gut in der Hand liegt und du es im Schlaf bedienen kannst, dann gibt es keinen Grund über einen Systemwechsel nachzudenken.
Canon EOS R Test: Ergonomie
Chapeau Canon! Ihr habt eine Kamera gebaut, die für mich perfekt in der Hand liegt. Ich möchte Sie nicht mehr aus der Hand legen und an die neuen Button-Plätze der EOS R gewöhnt man sich schnell. Die Kamera lässt sich mit beiden Händen sehr stabil halten und ich finde sie „bequemer“ als meine 5D Mark IV. Canon, bitte nehmt für eure zukünftigen Kameras genau das Material, das ihr bei der Canon EOS R am Griff für die Gummierung genutzt habt. Es fühlt sich einfach fantastisch an.
Der Kontrollring des Adapters (oder die Objektive mit RF-Mount) eröffnet noch leichtere Möglichkeiten der Fotografie: Ganz Konkret gesagt ist das die Nutzung der EOS R im AV Modus mit Auto-Iso in Kombination mit der Belichtungskorrektur auf dem Kontrollring – Fertig ist eine Kamera, die für schnelle Situationen perfekt taugt.
Das ganze wird noch gepaart mit zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten für einzelne Knöpfe. So kann man bei der Canon EOS R beispielsweise mit einem Tastendruck zwischen den drei Custom-Modi wechseln. Dadurch kann man besonders in der Fotoreportage extrem schnell und flexibel auf unterschiedliche Situationen reagieren, ohne das Auge vom Sucher zu nehmen.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich jedoch: Ich hätte mir gewünscht, dass der AF-On Taste der EOS R Canon einen kleinen „Knubbel“ angebracht hätte, damit diese Taste besser zu erfühlen ist.
Canon EOS R Test: Sucher
Ein absoluter Traum. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so schnell an einen elektronischen Sucher gewöhne. Der Sucher der EOS R ist glasklar, kontrastreich, scharf und macht einfach Spaß!
Im Vergleich zu einer Sony Alpha 7 III ist der Sucher der EOS R überragend. Während der Sucher der Sony im Sonnenlicht permanent flimmert, so sieht man bei der EOS R immer ein glasklares Sucherbild, was mir die Umstellung auf ein spiegelloses System extrem erleichtert hat.
Was mich ebenfalls umgehauen hat: Beim Milchstraße fotografieren konnte ich die die feinen Züge unserer Galaxie in Kombination mit dem Canon
Was mir jedoch nicht gefällt, ist die Polsterung ganz oben am Sucher. Ich finde, dass sie leider zu dünn ist. Nach vier Stunden Foto-Reportage hatte ich eine rote Stelle an meiner rechten Augenbraue – ein Indiz dafür, dass da ruhig mehr Polsterung verbaut sein könnte, denn an der 5D Mark IV merke ich das erst nach sechs bis acht Stunden.
Canon EOS R Test: Autofokus
Extremes Gegenlicht – die EOS R fokussiert trotzdem problemlos
- Steuerring ermöglicht blitzschnelles Ändern der Kameraeinstellungen
- Individuell einstellbar auf ISO, Blende, Belichtungszeit, Weißabgleich etc.
- Teurer als der Basis-Adapter
- EF- auf RF-Adapter
- Mit Steuerring
Extremes Gegenlicht – direkt in die Sonne – die Canon EOS R fokussiert trotzdem problemlos. Und das mit einem adaptierten Objektiv.
Canon hat mit der EOS R nicht zu viel versprochen. Alle meine „alten“ EF Objektive funktionieren perfekt an dem Adapter – egal in welchem Modus. Ehrlicherweise funktionieren die Objektive noch besser als an der 5D Mark IV, da nun der Fokus immer perfekt sitzt!
Wie gut der Autofokus der Canon EOS R ist, zeigt das Foto oben: Ich musste nicht mal die Sonne mit der Hand verdecken, um überhaupt zu fokussieren. Mühelos hat die Canon EOS R ins direkte Gegenlicht der Sonne fokussiert (Fokuspunkt lag auf den Händen) – einfach grandios!
Das Face und Eye-Tracking der EOS R funktioniert unglaublich gut und präzise. Der Augen AF mit dem Sigma Art 50mm 1.4 macht einfach nur Spaß. Jedes Foto ist bei Blende 1.4 knackscharf – vorher war das ja immer ein bisschen wie Lotto spielen. Vorbei sind die Zeiten, in der man mühsam für jedes Objektiv die Fokusjustage vornehmen musste. Probleme wie Front- und Backfokus gehören der Vergangenheit an.
Wie gut ein Fremdhersteller-Objektiv am EF-RF-Adapter funktioniert, zeigen die Fotos, die ich mit mit dem Sigma Art 50mm 1.4 und Sigma Art 105mm 1.4 an der EOS R gemacht habe.
Canon EOS R: Testfotos
Alle Fotos der folgenden Serie wurden mit Offenblende 1.4 an der Canon EOS R fotografiert. Ein Klick öffnet die Testbilder, die ich mit der EOS R gemacht habe, vergrößert.
Das gleiche Bild ergibt sich mit dem oft unterschätzten Canon 135mm 2.0 L an der Canon EOS R. Mit diesem Objektiv eignet sich die EOS R perfekt für die Hochzeitsreportage aus der Distanz. Ich bekomme die Gäste nun noch schneller unbemerkt in guten Momenten fotografiert und der Fokus sitzt auch schon beim ersten Foto perfekt.
Bereits nach den ersten 15 Minuten mit der Kamera hatte ich blindes Vertrauen in den Autofokus. Endlich kann ich bedenkenlos mit Offenblende fotografieren – so wie an der 5D Mark IV über das Display.
Die nachfolgenden Fotos entstanden alle mit dem Canon EF 135mm 2.0 USM und der Canon EOS R bei Blende 2.
Servomodus + Gesichts- & Augen-AF an der Canon EOS R
Eines vorweg: aktualisiert die Firmware der Kamera unbedingt mindestens auf Version 1.4.0! Durch die Aktualisierung ist der Augen-Autofokus auch im kontinuierlichem Servo-Modus verfügbar, was unfassbar gut funktioniert! Das Update auf Version 1.4 lohnt extrem, da zudem auch der Augen-AF noch schneller und zuverlässiger wurde als bei Version 1.2.0 (siehe weiter unten).
Update: Canon EOS R Firmware 1.4.0
Ende September hat Canon ein Firmware-Update veröffentlicht, dass sich merklich auf die Autofokus-Leistung der EOS R ausgewirkt hat. Der Autofokus wurde noch weiter verbessert – insbesondere das Tracking mit dem Augenautofokus funktioniert nun noch besser und verfolgt Augen und andere Objekte nun auch auf weitaus größere Entfernungen extrem präzise, sowohl im Foto- als auch im Videomodus. Dazu ist das Verschieben des Fokuspunktes via Touch-and-Drag noch „weicher“ geworden und ist nun deutlich schneller.
Die Arbeit mit der Canon EOS R macht mir nun noch mehr Spaß als zuvor und ich verlasse nur noch selten den Servo-Modus.
Ich nutze den Augen AF oft bei Portraits und bei Familienshootings – ab und an sogar in etwas extremeren Situationen: Einmal beim herumhüpfen auf dem Trampolin in Verbindung mit einem 50mm 1.4 Art von Sigma und dann gegen direkt das Licht beim Kirschen pflücken.
Canon EOS R Test: weitere Testbilder
Die Bildqualität der Canon EOS R orientiert sich an der Canon EOS 5D Mark IV. Und auch wenn diese Kamera schon etwas älter ist, erhält man klare, schöne Fotos und es gibt hier nichts schlecht zu reden. Die 30 Megapixel großen Fotos sind einfach schön anzusehen.
Update Dezember 2022: Auch heute ist die Canon EOS R eine exzellente Kamera und ich nutze sie auch heute noch regelmäßig auf Hochzeiten oder anderen Fotojobs. Schau dir doch meine Testfotos mit der Canon EOS R an, die in den letzten drei Jahren bei echten Aufträgen entstanden sind:
- erste spiegellose Vollformatkamera von Canon
- Auflösung: 30,3 Megapixel
- zuverlässiger Augen- und Gesichtsautofokus
- Dreh- und Schwenkbares Display
- Gewicht mit Akku: 660g
- Hochauflösender, flackerfreier Sucher
- Autofokus: Fokussierung via Touch and Drag
- 5655 wählbare Fokusfelder
- Reihenaufnahme: maximal 8 Fotos pro Sekunde
- EF Objektive in Verbindung mit Adapter sehr gut nutzbar
- herausragende Bildqualität
- sehr guter Sucher
- guter Autofokus
- sehr gute ergonomische Eigenschaften
- Schwachstelle im 4K Videomodus (1,6-fach Crop)
- kein IBIS
- Nur ein Kartenslot
- Bildqualität: 8/10
- Handling: 8/10
- Geschwindigkeit: 7/10
- Ausstattung: 6/10
- Autofokus: 6/10
- Videofunktionen: 6/10
Der Sensor der EOS R wurde nach dem Launch der Kamera im Netz schlechtgeredet. Fakt ist: Es gibt heutzutage keine schlechten Sensoren mehr.
Sicher, der Sensor der Canon EOS R kommt nicht an den Dynamikumfang der BSI-Sensoren von Sony (und Nikon) ran. In der Realität muss ich aber kein Foto in der Nachbearbeitung um 5 Blenden raufziehen – erst recht nicht, wenn ich mit einer spiegellosen Kamera fotografiere und im Sucher sehe, wie das Foto bereits aussieht. Da gibt es keinen Grund mehr, eine Belichtung derart zu „verkacken“, dass zu solchen extremen Mitteln gegriffen werden muss.
Klar gibt es Lichtsituationen, in denen man mal nachträglich selektiv Bereiche stark aufhellen muss. Aber mehr als eine bis zweieinhalb Blenden musste ich da noch nie aufhellen. Und das ging selbst mit der alten Canon 5D Mark II. Übrigens: wer die Tiefen mit Werten um bis zu 100 raufzieht, der hat Fotografie, bzw. das Handwerk dahinter dann nicht ganz verstanden. Die bessere Lösung für so etwas ist eh immer „fix it while shooting!“.
Die wohl größte Stärke des Sensors liegt ganz klar auf der Hand: Das Arbeiten mit dem grandiosen Dual Pixel AF und einer atemberaubenden Fokusgeschwindigkeit.
So und jetzt kommt´s: vergleicht man die A7III mit der EOS R, muss man bedenken, dass hier 24 gegen 30 Megapixel stehen. Logisch, dass ein Sensor mit 6 Megapixeln mehr durchaus nicht den gleichen Dynamikumfang hat.
Und die Canon EOS R gibt es wirklich stark reduziert zu kaufen. Ein echter „No-Brainer“ also.
Canon EOS R Test: Bildrauschen
Auf Hochzeiten erlebe ich eigentlich jedes Wochenende Situationen, bei denen das vorhandene Licht meine Kameras an die Grenzen bringt. Auch wenn ich selten ISO-Werte über 1600 nutze und spät am Abend dann bevorzugt entfesselt blitze, bin ich mit der Leistung der R komplett zufrieden. Auch bei Fotos vom Nachthimmel mit sehr hohen ISO-Werten macht die EOS R einen exzellenten Job.
Das Rauschverhalten ist wie an der 5D Mark IV auf einem wirklich sehr guten Level. Aber im Grunde sind alle modernen Vollformat-Sensoren so weit entwickelt, dass es fast keinen Unterschied macht, wenn das ISO mal ein bisschen höher gedreht wird.
Canon EOS R Test: Akkuleistung
Ja, die Akkuleistung der Canon EOS R ist schlechter als an der 5D Mark IV, aber sie ist okay. Ich hatte bei rund 1000 geschossenen Fotos noch ca. 30%
Der
Mein
Ersatzakku Canon LP-E6NH, nutze ich in all meinen Canon Kameras seit ca. einem Jahr.
- Gleiche Leistung wie der originale LP-E6NH
- 2er Pack
Verschluss
Der Verschluss der Canon EOS R ist angenehm und „kurz“ – klar es gibt ja auch keinen Spiegelschlag. Von der Lautstärke her würde ich den Verschluss auf das Level einer Sony Alpha 7III legen. Deutlich leiser und wirklich kaum zu hören, ist der Verschluss der Canon EOS R6 und EOS R5.
Kein IBIS
Ja, hier hat Canon leider nicht geliefert. Einen kamerainternen Bildstabilisator zu haben ist ein dickes Plus in verschiedenen Situationen. Das ist für mich der wohl stärkste Punkt, der gegen die EOS R spricht.
Betrachte ich aber meine Arbeitsweise der letzten Jahre sehe ich eines: Ich habe jahrelang ohne Bildstabilisator fotografiert und bin damit auch sehr gut klargekommen. Für mich ist das also nicht wirklich kaufentscheidend – noch bin ich jung und kann die Kamera ruhig halten.
Hält man die Belichtungszeiten in etwa bei 3 x Brennweite, kommen auch ohne Stabi eigentlich immer scharfe Fotos bei rum.
Auch beim Filmen ist ein interner Stabilisator sehr wertvoll. Canon nutzt beim Aufzeichnen von Videomaterial einen softwarebasierten Stabilisator, der zumindest in zwei Achsen stabilisieren kann. Wer viel filmt, wird eh mit einem Gimbal unterwegs sein und der langt in der Regel auch. Ich mag Videomaterial mit dem IBIS der Sonys nicht gern anschauen. Es „wabbert“ mir zu sehr am Rand. Aber hey das ist auch Geschmackssache.
Canons Nachfolgemodelle (die EOS R5 und die EOS R6) haben einen sehr guten IBIS, den ich inzwischen zu schätzen gelernt habe. Der IBIS ist aber nichts, worauf ich mich verlasse. Er ist Zusatz.
Die Touch-Bar der Canon EOS R
Ein Satz mit X – das war wohl nix. Ja, die Touch-Bar der EOS R ist für viele ein Griff ins Klo. Sie ist zu Fehleranfällig, da man sie zu leicht und aus Versehen berühren kann und dann ggf. irgendwas wichtiges verstellt. Und ich finde dass das Durchschalten von Optionen mittels dieser Bar zu langsam ist.
Die Bar ist bei meiner Canon EOS R ausgeschaltet und hier hätte man lieber zwei Knöpfe mehr verbaut. Wahrscheinlich waren aber zwei konventionelle Knöpfe für Canon nicht „hip“ genug.
Die einzig sinnvolle Nutzung der Touch-Bar an der EOS R ist für mich beim Fotografieren das Einblenden des Histograms und der Wasserwaage und im Wiedergabemodus das Durchscrollen der Fotos, wie man es mittels Daumenrad an der 1er und 5er Serie bereits kennt.
Nur ein Kartenslot
Wer von einer Kamera mit zwei Kartenslots kommt, wird den einzelnen Kartenslot der EOS R sehr kritisch betrachten. Zugegeben, das habe ich anfangs auch. Aber, ich und alle anderen Fotografen in meinem Bekanntenkreis haben jahrelang mit nur einem Slot in einer 6D oder 5D Mark II fotografiert.
Ja, ein Datenverlust ist auf einer Hochzeit der Horror. Wenn man jedoch mit seinen Speicherkarten entsprechend sorgsam umgeht, ist das Risiko wirklich sehr sehr gering.
Datenverlust kann auch auf anderen Wegen auftreten. Schon einmal daran gedacht, dass jemand die Fototasche mit allen Karten des Hochzeitstages auf einer Hochzeit klauen kann? Das passiert wesentlich häufiger, als dass eine SD-Karte den Geist aufgibt.
Die EOS R kann übrigens in Echtzeit aufgenommene Fotos via WIFI direkt auf ein gekoppeltes Smartphone senden. Das ist zwar keine extrem sichere Backupvariante, aber es ist zumindest eine.
Ich empfehle eh immer nur kleine Marken-SD-Karten mit 32 oder 64 GB zu nutzen und regelmäßig zu wechseln und ggf. jährlich auszutauschen. Nutzt in der Canon EOS R am besten die Karten von Sony:
- Tough-spezifikation mit bruchsicherem und stoßfestem Design
- robuste Speicherkarte
- kein Schreibschutz-Schalter
- teuer
4K mit Crop
Für mich als Hochzeitsfotograf ist das auf Deutsch gesagt total egal. Ja, ich filme auch während einer Hochzeit vereinzelt Sequenzen mit. Da langt mir aber Full HD dicke.
Für Youtuber und Instagramer, die unbedingt 4K brauchen: Holt euch eine EF-S Linse für die EOS R. Dann ist der Crop egal. Ein Geheimtipp soll ja das Sigma Art 18-35mm 1.8 oder das Sigma Art 30mm 1.4 sein.
Was keiner auch nur im Ansatz erwähnt: Die Canon EOS R bietet euch im 4K eine Bitrate von 480Mbps, Sony gerade mal 100Mbps. Canon schenkt euch also die vierfache Menge an Informationen gegenüber einer Sony Alpha 7III – Das ist nicht unerheblich!
So, nachdem ich mich erstmal über die stark kritisierten Punkte vom Datenblatt geäußert habe, möchte ich erstmal die wirklich gelungenen Features der EOS R vorstellen, die fast nirgends erwähnt werden:
Staubschutz beim Objektivwechsel
Ein tolles Feature! Wenn ich die Canon EOS R ausschalte wird der Sensor geschützt, so dass nicht sofort sämtlicher Staub drauf fliegt, wenn man ein Objektiv wechselt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man optional einstellen kann, dass der Sensor automatisch verschlossen wird, wenn man das Objektiv vom Bajonett trennt. Vielleicht kommt das ja noch mit einem Firmwareupdate.
Inzwischen habe ich mich aber dran gewöhnt, die Kamera vorm Objektivwechsel auszuschalten.
Das das wirklich eine sinnvolle Funktion ist, sieht man daran, dass Sony dieses Feature in der Sony Alpha 7 IV übernommen hat.
Touch and Drag Fokuswahl
Ich dachte, ich wäre schnell, was die Wahl des Fokusfeldes angeht. Ich stelle mit der 5D Mark IV auf Hochzeiten mittels Joystick bzw. wenn es noch schneller gehen muss mittels Einstellräder blind den Fokuspunkt ein, ohne die Kamera vor dem Gesicht zu haben. Andere Fotografen behaupten da bis heute, dass das extrem umständlich wäre und gar nicht geht.
Der Touch and Drag Fokus der EOS R ist für mich ein Game-Changer. Kein Joystick kommt an die Geschwindigkeit bei der Fokusfeld-Wahl ran. Ich kann den Fokuspunkt in Sekundenbruchteilen über den Touchscreen wählen, wenn ich durch den Sucher schaue. Damit die Nase nichts versehentlich fokussiert, kann der hierfür nutzbare Bereich auf dem Display eingeschränkt werden, was extrem nützlich ist!
Zwei Modi stehen zur Verfügung: Absolut und relativ. Der absolute Modus ist schneller, erfordert aber etwas mehr Übung. Der relative Modus eignet sich für feine Justierungen. Seit Firmware-Version 1.4.0 arbeite bevorzugt mit dem relativen Modus, da hier die Geschwindigkeit extrem verbessert wurde – auf Hochzeiten muss es schließlich schnell gehen.
Kurzer Hinweis an die „kein Joystick-Fraktion“: Glaubt mir – mit dem Joystick seid ihr nicht schneller. Blättert mal 2500 Fokuspunkte durch – das dauert deutlich länger. Ich habe jahrelang mit dem Joystick gearbeitet – ich vermisse ihn überhaupt nicht und erwische mich regelmäßig dabei, wie ich versuche ganz schnell an meiner 5D Mark IV auf dem Display via Touch and Drag den Fokuspunkt zu verschieben – was ja leider nicht geht ;)
Den Fokuspunkt vorm eigentlichen Fotografieren vorauszuwählen geht auch super: man kann bevor man die Kamera vor die Nase nimmt den Fokuspunkt nämlich mit einer Berührung in die richtige Ecke setzen.
Und fotografiert man mit der Canon EOS R im Servo-Modus, muss man nicht mal händisch den Fokuspunkt verschieben, sondern es langt, wenn man fokussiert und die Kamera einfach für die Komposition verschwenkt. Der Fokus bleibt dabei fest auf dem Objekt „kleben“.
Manual-Focus-Aid
Wird leider fast nirgends erwähnt, aber die Art und Weise, wie Canon die Unterstützung für manuelles Fokussieren umgesetzt hat, ist perfekt und macht die Arbeit mit manuellen Objektiven noch leichter.
Die Canon EOS R verbessert meine Arbeitsweise
Die Kamera ist doch egal… jein – es gibt sie eben doch: die kleinen, aber feinen Dinge, die dafür sorgen, dass man mit einer neuen Kamera bessere Fotos macht: Mit der EOS R kann ich unkompliziert im AV-Modus mit Auto ISO arbeiten, da ich im Sucher das Endergebnis sehe. Ich brauche nur am Rad für die Belichtungskorrektur drehen und drücke ab.
Ich muss nicht mehr ständig Belichtungszeiten umrechnen, ISO verstellen oder auf dem Display schauen, ob korrekt belichtet wurde. Das ist klasse. Dadurch habe ich mehr Zeit „zu sehen“ – also nach dem nächsten Foto ausschau zu halten oder über die Komposition nachzudenken – wunderbar! Natürlich fotografiere ich aber auch mit der EOS R im manuellen Modus.
Noch mehr Canon EOS R Testfotos
Hier möchte ich euch noch ein paar Test-Fotos zeigen, die mit der EOS R in der letzten Saison entstanden sind – alle teils sehr offenblendig fotografiert:
Und auch ein Video, dass ich mit der EOS R und unstabilisierten Objektiven gefilmt habe möchte ich auch noch zeigen:
Canon EOS R Test: Häufige Fragen
Portraitfotografie
Hochzeitsfotografie
Street- und Reisefotografie
Mittels EF auf RF Adapter können auch EF Objektive – auch von Drittherstellern an der EOS R genutzt werden.
Einzelfelder, Zonen, Gesicht, Auge, Automatik
Eine gute Frage! Das würde ich davon abhängig machen, was du fotografieren möchtest. Die Canon R5 und R6 sind Profikameras, die eine ganz klare Zielgruppe haben: Fotografierst du Hochzeiten, greif zur R6 – Das habe ich auch und die R6 als Hauptkamera im Einsatz. Brauchst du Auflösung jenseits von 30 Megapixel, ist die R5 wohl genau richtig für dich.
Willst du jedoch einen günstigen „Allrounder“ und Videofunktionen sind dir nicht wichtig, dann kannst du bedenkenlos zu einer Canon EOS R greifen. Denn auch wenn die neue R6 und R5 mit ihren beeindruckenden Specs durchaus überzeugen, ist die Canon EOS R auch 2023 trotzdem noch eine sehr gute Kamera, die viele legendäre Fotos produzieren wird.
Der Bildsensor und die Ergonomie sind für den derzeitigen Marktpreis auf einem sehr gutem Level.
Canon EOS R Test: Fazit
Der Test zeigt: Die Canon EOS R ist eine Kamera, die mehr kann, als man auf den ersten Blick erahnt. Die Fotofähigkeiten, die Ergonomie, der Autofokus und die Kompatibilität mit dem EF-Adapter bewerte ich ab Firmware-Version 1.4 als wirklich gut. Lohnt sich ein Kauf? Ja, wenn du vorrangig fotografierst, Wert auf Ergonomie legst und die EOS R relativ günstig bekommen kannst. Dann würde ich definitiv zuschlagen. Filmst du viel in 4K, dann solltest du lieber zu den Nachfolgern der Canon EOS R – die R5, R6 oder der Canon EOS R8 greifen!
Nun interessiert mich eure Meinung! Habt ihr gute Erfahrungen mit der Canon EOS R gemacht? Was findet ihr an der Canon EOS R gelungen? Was nicht? Ich freue mich auf eure Kommentare!
Hier habe ich die ganzen Daten der Canon EOS R für euch nochmal aufgelistet:
- erste spiegellose Vollformatkamera von Canon
- Auflösung: 30,3 Megapixel
- zuverlässiger Augen- und Gesichtsautofokus
- Dreh- und Schwenkbares Display
- Gewicht mit Akku: 660g
- Hochauflösender, flackerfreier Sucher
- Autofokus: Fokussierung via Touch and Drag
- 5655 wählbare Fokusfelder
- Reihenaufnahme: maximal 8 Fotos pro Sekunde
- EF Objektive in Verbindung mit Adapter sehr gut nutzbar
- herausragende Bildqualität
- sehr guter Sucher
- guter Autofokus
- sehr gute ergonomische Eigenschaften
- Schwachstelle im 4K Videomodus (1,6-fach Crop)
- kein IBIS
- Nur ein Kartenslot
- Bildqualität: 8/10
- Handling: 8/10
- Geschwindigkeit: 7/10
- Ausstattung: 6/10
- Autofokus: 6/10
- Videofunktionen: 6/10
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Fandest du diesen Artikel hilfreich und hast ihn gerne gelesen? Dann spendiere uns doch einen Kaffee!Hi, ich bin Stephan, Berufsfotograf aus Rheinland-Pfalz und ich habe diesen Beitrag verfasst. Ich bin spezialisiert auf die Fotografie von Hochzeiten, Paaren, Familien, Business-Portraits und Events. Nebenbei fotografiere ich aber auch gerne Landschaften, die Milchstraße oder den Mond. Ich arbeite mit Kameras und Objektiven von Canon, Sony, Sigma und Tamron. Gelegentlich erstelle ich auch das eine oder andere Video.